Wieso müssen Babys manchmal unter Blaulicht?

17 Schüler zwischen elf und 16 Jahren blicken beim BoysꞌDay hinter die Kulissen des Rems-Murr-Klinikums Winnenden / „Wir zeigen euch, was auf Station abgeht“
Winnenden. Pablo (13) möchte Medizin studieren und war schon öfter im Krankenhaus, mal mit gebrochenem Arm, mal wegen „so Bakterien im Körper“. David (11) ist gerne für andere da, vielleicht will er Rettungssanitäter werden: „Ich fand es schon immer schön, Menschen zu helfen.“ Und Leon, dessen Mama im Rems-Murr-Klinikum Winnenden arbeitet, möchte später entweder einen Job in der Kinderklinik oder in der Physiotherapie. „Die Verbindung Pflege und Sport finde ich halt cool.“

Drei Jungs, drei Träume vom Helfen. Am Boys‘Day haben sie Gelegenheit, einen Tag lang hinter die Kulissen des Rems-Murr-Klinikums zu schauen: Was passiert in der Notaufnahme, wie macht man einen Gipsverband und misst Vitalparameter, warum müssen Babys manchmal unter Blaulicht? Das und vieles mehr zeigt ein Team aus Pflegefachkräften den 17 Jungs zwischen elf und 16 Jahren, die sich diese Woche zum Boys‘Day angemeldet hatten – seit 2008 eine bundesweite Aktion zur Förderung des Männeranteils in typischen Frauenberufen, bei der auch die Rems-Murr-Kliniken mitmachen. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft DKG unterstützt diese Initiative und hebt hervor, dass heute immerhin bereits ein Viertel aller Gesundheits- und Krankenpflegekräfte männlich sind.

Carolin Heck, die in der Personalentwicklung des Klinikums die Idee für den Boys‘Day austüftelte und mit vielen helfenden Händen umgesetzt hat, erläutert das Ziel: „Wir möchten Klischees durchbrechen und auch Jungs für Klinikberufe begeistern.“ Alle Interessenten stammen aus dem Rems-Murr-Kreis oder angrenzenden Orten von Asperg bis Winterbach und sollen, so Heck, „in ihrer schulischen Laufbahn idealerweise immer wieder Kontaktpunkte zu unseren Kliniken haben, nach dem Boys‘Day vielleicht bald bei einer Ausbildungsmesse“.

Auch Malte Hanelt, Pflegebereichsleiter in der Kinderklinik, und Benjamin Discher, Funktionsbereichsleiter Notaufnahme, würden sich über mehr Männer in den Teams freuen. Deshalb haben die beiden am Boys‘Day ihre Pflegekollegen Peter Albrecht und Andreas Reinhardt als Betreuer mitgebracht. Sie zeigen vom Gipsraum der Notaufnahme am Morgen bis zur Kinder-Intensivstation am Nachmittag diverse Orte und Handgriffe, erklären Techniken, beantworten Fragen zu Medizin und Klinikberufen. „Wir zeigen euch, was auf Station abgeht“, bringt es Peter Albrecht auf den Punkt.

Ben wechselt jetzt erstmal die Windel bei Paul. Paul ist eine täuschend echte Babyübungspuppe und heute ziemlich verkabelt, was Ben mit Fassung trägt, denn der 14-Jährige aus Kernen engagiert sich als Ersthelfer in seiner Schule. Vier Erste-Hilfe-Kurse hat er schon hinter sich. Erstaunlich, wie viele der Jungs ernsthaftes Interesse an helfenden Berufen mitbringen. „Mein Lieblingsfach ist Biologie“, sagt Ben, und zwei Jungs neben ihm nicken eifrig. „Ist doch toll, was man da über Vorgänge im Körper lernt. Neulich haben wir uns mit den Folgen von Nikotinsucht beschäftigt.“

Da sage noch einer, die Jugend von heute interessiere sich nur für Playstations. Philipp (13) will gerne Informatik studieren und macht bei der Freiwilligen Feuerwehr mit. Wer weiß, auch im Krankenhaus braucht man ja immer Leute, die was mit IT und Technik am Hut haben. Selbst an den Monitoren beim Überwachen der Vitalparameter, die einige Jungs schon aus dem Effeff aufzählen können, ist heute schließlich technisches Knowhow nötig.

Manche Jungs-Fragen sind jedoch gar nicht so technisch, sondern ganz auf menschliche Grundbedürfnisse gerichtet. „Ab wann essen Babys denn Brei“, will Pablo in der Milchküche der Säuglingsstation wissen und staunt, dass das erst mit sechs Monaten sinnvoll ist. Bis dahin lieben Babys Muttermilch, denn die sei gut fürs Immunsystem und schütze am besten vor Infektionen, erklärt Andreas Reinhardt.

Natürlich gibt’s heute auch echte Babys zu sehen. Wir besuchen die winzig kleine Ella, in deren Mutter-Kind-Zimmer ein geheimnisvolles Gerät steht und auf Knopfdruck blaues Licht verströmt. Ella kam mit Gelbsucht auf die Welt, was gar nicht so selten ist und schnell wieder gut wird, wenn man früh und richtig behandelt. „Sie ist schon wieder fast fit“, freut sich die Mama und „sehr süß“, findet Ben, der staunend erfährt, dass das blaue Licht anstelle der noch unreifen Leber hilft, überschüssige gelbe Farbstoffe im Blut zu zersetzen.

A propos blau: Am Ende des Boys‘Day wird der blonde David, der so gerne Menschen hilft, immer noch stolz wie eine Trophäe seinen azurblauen Castverband unterm Arm tragen. Morgens hat er ihn im Gipsraum selbst gewickelt. „Den behalte ich, zur Erinnerung an den Tag im Krankenhaus.“

Kontakt und Infos zur Ausbildung in den Rems-Murr-Kliniken
Für die Ausbildung in den Pflegeberufen kooperieren die Rems-Murr-Kliniken mit dem Bildungszentrum für Gesundheitsberufe (BZG) Rems-Murr. Wer sich für eine Ausbildung in der Pflege interessiert, findet deshalb alle Infos auf der BZG-Webseite: www.bzg-rm.de Ausbildungsstart ist jeweils am 1. April und am 1. Oktober jeden Jahres.